Allergien im Februar: „Wir sind mittendrin in der Pollensaison“
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Der Winter nähert sich seinem Ende. Am Wochenende war das vielerorts schon zu spüren. Doch mit der Sonne und den milden Temperaturen kommt für Allergiker auch die Zeit von Niesreiz, triefender Nase und juckenden Augen. „Wir sind mittendrin in der Pollensaison“, sagt Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. „Durch den Wärmeimpuls nach der zwischenzeitlich recht kalten Phase ist deutlich Bewegung in den Pollenflug gekommen.“ Am Wochenende sei die Belastung das erste Mal im Jahr weitreichend hoch gewesen.
Die Frühblüher, die es Allergikern gerade besonders schwer machen, sind Hasel und Erle. Die Haseln haben ihren Höhepunkt bereits erreicht und seien den Großteil ihrer Pollen jetzt schon losgeworden. Die Erle hingegen sei noch nicht am Peak angekommen, habe aber einen „ganz steilen Aufwärtstrend hingelegt“. Laut Werchan beginnt die Pollensaison in diesem Jahr im Vergleich zum vergangenen damit recht durchschnittlich. Durch den weitgehend kühlen Februar habe es lange gedauert, bis die Saison in Schwung gekommen sei. 2024 hingegen sei der Februar so warm gewesen, dass am 16. Februar schon den Peak der Erlenpollensaison erreicht war.
„Doch wir haben nicht mehr nur Hasel und Erle in der Luft. Der Pollenflug ist jetzt bereits diverser geworden“, sagt Werchan. So fliegen Eibenpollen, Zypressen, erste Pappeln und Ulmenpollen. Auf diese reagieren zwar weniger Menschen allergisch, doch sind sie für einige eine zusätzliche Belastung. Besonders betroffen vom Pollenflug sei derzeit der Westen und der Südwesten Deutschlands. Doch auch im Osten und in Berlin, wo die Temperaturen am Montag mild waren, sei die Pollensaison nun in vollem Gange.
Das Einzige, das Allergiker gerade retten kann, ist ein Wetterumschwung – und der ist vielerorts auch gekommen. „Wenn es jetzt noch drei Tage warm und trocken werden würde, dann würden wir landesweit einen enormen Erlenpollenflug erleben“, sagt Matthias Werchan. Bei Regen reduziert sich die Pollenkonzentration zwar. Doch sobald der Regen aufhört und es trocken wird, fliegt wieder der Blütenstaub.
Das merken Allergiker sofort: Die Augen jucken, sind gerötet und tränen, die Schleimhäute in der Nase entzünden sich. Die Folgen: Schleimbildung, Schwellungen und Reizungen. Laut Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen, sind in Deutschland rund 30 Millionen Menschen von Pollenallergie betroffen – jüngere Menschen deutlich häufiger als ältere. Jedoch nehme seit ungefähr zehn Jahren die Allergierate bei Menschen über 65 besonders stark zu.
Doch juckende Nase und Augen sind nicht alles, sagt Karl-Christian Bergmann, Lungenfacharzt und Vorsitzender der Stiftung Polleninformationsdienst: „Ein Teil der Bevölkerung hat dazu auch noch Pollenasthma.“ Das äußere sich durch trockenen Husten in der Pollensaison. Damit sich das Asthma nicht verselbständigt, sei es wichtig, den Husten im Blick zu behalten und wenn nötig einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann durch einen Hauttest die Allergie genau bestimmen, sodass gezielt behandelt werden kann.
Von Hasel bis Roggen: Welche Pollen fliegen gerade – und welche Regionen sind besonders stark belastet? Unsere interaktive Karte gibt einen Überblick.
Zur KarteDas sei auch für die Behandlung anderer Allergiesymptome sinnvoll. Antihistaminika, ob als Tablette, Augentropfen oder Nasenspray, seien sehr wirksam, machen aber auch etwas müde – trotz Weiterentwicklung der Medikamente in den vergangenen Jahren. Besonders effektiv seien auch Nasenspülungen mit Solelösung oder Meersalz. „Das Beste ist auf Dauer aber die Immuntherapie“, sagt Bergmann. Das komme auch schon für Kinder von sechs Jahren an infrage, bringe kaum Nebenwirkungen mit sich und könne zu jeder Jahreszeit begonnen werden – auch mitten in der Pollensaison.
Auch Ludger Klimek hält dies für eine gute Möglichkeit, um Heuschnupfen langfristig zu heilen. „Hierbei verwendet man natürliche Substanzen aus den Pollen, die leicht abgeändert verabreicht werden, um die Immunzellen zu aktivieren“, sagt er. „So lernen diese, dass die Pollen nicht gefährlich sind.“
Die Behandlung dauere zwischen einem und drei Jahren und werde von den Krankenkassen übernommen. Wer sich sofort vor Pollen schützen will, kann laut Karl-Christian Bergmann im Freien eine FFP2-Maske tragen und zu Hause Pollengitter an den Fenstern anbringen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung